Schweizer KMU sehen die wirtschaftliche Entwicklung optimistisch

Kleine- und mittelgrosse Unternehmen sehen in den hohen Energie- und Rohstoffpreisen, in der unsicheren Rohstoffverfügbarkeit und im Fachkräftemangel die grössten Konjunkturrisiken. Dennoch sind sie zuversichtlich gestimmt.

Schweizer-KMU sind weiterhin grösstenteils optimistisch in Bezug auf ihre eigene wirtschaftliche Entwicklung. Der Krieg in der Ukraine, steigende Preise sowie Versorgungsengpässe für Energie und Rohstoffe beunruhigen jedoch viele Unternehmerinnen und -Unternehmer. Sie messen der Nachhaltigkeit eine hohe strategische Bedeutung zu, ebenso wie dem Engagement für nachhaltige Lieferketten. Hauptforderungen an die Politik sind für sie das Vorantreiben der Energiewende, die Verbesserung der Beziehungen zur EU, der Bürokratie-Abbau und die Sicherung des Fachkräftebedarfs. Das geht aus der aktuellen KMU-Mittelstandstudie von Raiffeisen hervor.

KMU sind auf Krisen besser als zuvor vorbereitet

Die befragten KMU blicken weitgehend optimistisch in die Zukunft. 56% haben in den vergangenen zwölf Monaten ihren Umsatz weiter steigern können. Über die Hälfte (63%) erwartet für das Jahr 2022 einen steigenden Umsatz. Trotz dem enormen Druck scheinen die hiesigen KMU besser als zuvor auf Krisen vorbereitet zu sein. Nur gerade 8% der Befragten gaben an, nicht auf Krisen vorbereitet zu sein, und dementsprechend schlecht bis sehr schlecht darauf reagieren zu können. Roger Reist, Leiter Firmenkunden, Treasury & Markets sowie Mitglied der Geschäftsleitung bei Raiffeisen Schweiz, ist von der Widerstandsfähigkeit der Schweizer KMU beeindruckt: «Diese Resilienz haben die KMU während der Corona-Pandemie nicht nur eindrucksvoll unter Beweis gestellt, sondern weiter ausgebaut. Es überrascht daher nicht, dass die Mehrheit der befragten Unternehmen auch mit neuen Herausforderungen gut zurechtkommt.» Doch er warnt: «Aufgrund der aktuellen Lage an den Energie- und Rohstoffmärkten stehen den KMU sehr herausfordernde Zeiten mit diversen Unsicherheitsfaktoren bevor.»

Optimismus paart sich mit eingetrübten Aussichten

Die Inflation sowie der Zugang zu Ressourcen und die Unterbrechung internationaler Wertschöpfungsketten belasten die wirtschaftliche Lage der Schweizer KMU. Dementsprechend hat sich die Aussicht auf die nächsten zwölf Monate gegenüber dem Frühjahr 2021 eingetrübt. Von den befragten Unternehmen geht nur knapp die Hälfte von sehr guten oder guten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen aus, wobei grössere KMU, mit einem Umsatz von über 10 Millionen Franken, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen besser einschätzen als kleinere.

Die eigene wirtschaftliche Lage schätzen die KMU hingegen besser ein. 73% der befragten KMU vermerken eine sehr gute oder gute aktuelle wirtschaftliche Lage des eigenen Unternehmens. 87% von ihnen erwarten für 2022 mindestens gleichbleibende oder steigende Umsätze.

Aktuelle Krisenherde und Konjunkturrisiken bereiten Sorgen

Als grösste Konjunkturrisiken für die nächsten zwölf Monate identifizieren die befragten KMU die hohen Energie- und Rohstoffpreise, die Rohstoffverfügbarkeit und den Zugang zu Fachkräften und Personal. Die gute wirtschaftliche Lage des KMU-Mittelstandes und der positive Ausblick können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die aktuellen Krisenherde und die damit verbundenen Konjunkturrisiken Sorgen bereiten. Bilaterale Beziehungen mit der EU, die Pandemie und auch finanzpolitische Themen wie die Zinspolitik der SNB oder die Volatilität der Wechselkurse haben für KMU als Konjunkturrisiko hingegen an Bedeutung verloren.

Nachhaltigkeit nimmt weiter Fahrt auf

Nachhaltigkeit und insbesondere nachhaltige Lieferketten werden zu wichtigen Erfolgsfaktoren für KMU. Drei Viertel der KMU verstehen Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie. Zudem sieht die Hälfte der befragten Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit als Chance und lediglich 17% als Herausforderung.

Knapp die Hälfte der Umfrageteilnehmenden gibt an, in Zukunft jährlich 2% bis über 10% des Umsatzes in die Sozial- und Umweltverträglichkeit von Lieferketten und Produkten zu investieren. Oberste Priorität hat dabei die CO2-Reduktion. Nur 15% wollen gar nichts investieren.

Über die Studie

Die KMU-Mittelstandstudie bietet jährlich eine Lagebeurteilung der Schweizer KMU. An der diesjährigen Befragung im Zeitraum von Ende Mai bis Ende Juni 2022 haben 565 Vertreterinnen und Vertreter von Schweizer KMU teilgenommen.