Liberty News – Interview mit Oliver Bienek, CEO Liberty Vorsorge AG, auf vorsorgeexperten.ch

Liberty News – Interview mit Oliver Bienek, CEO Liberty Vorsorge AG, auf vorsorgeexperten.ch

«Das klassische Verwaltungsgeschäft ist ein gesättigter Markt». Die Zahl der Vorsorgeeinrichtungen in der Schweiz sinkt stetig. Um zu überleben, müssen sich die Anbieter anpassen. Gutes Beispiel ist die Liberty Vorsorge AG. Mittels Digitalisierung und innovativer Geschäftsfelder mischt sie den Markt neu auf.

Im Interview mit «vorsorgeexperten.ch» erläutert Oliver Bienek, CEO der Liberty Vorsorge AG, wie sich sein Unternehmen für die Herausforderungen rüstet.

Herr Bienek, wie verlief das Geschäftsjahr 2017 für Liberty?

Wir sind sehr zufrieden mit dem Geschäftsergebnis für 2017. Wir konnten unsere „Assets on Plattform“ auf über 2 Milliarden Franken steigern. Damit ist auch die Zahl angeschlossener Firmen und Vorsorgenehmer stark gewachsen. Die Performance der über uns angebotenen Anlageprodukte mit einem Aktienanteil von 45% lag im Durchschnitt bei 9.4%, die der Anlage-Pools der BVG Sammelstiftung bei 6.4%. Die Wertschriftendurchdringung konnten wir dank unserem Knowhow, der Vergleichsplattform compare-invest.ch und einer Fokus-Initiative von 44% auf ausser-ordentliche 54% steigern.

Wo lagen 2017 die grössten Herausforderungen für Sie?

Die kommenden fünf bis sechs Jahre bergen für Vorsorgeeinrichtungen grosse Herausforderungen. Auch wir müssen uns rüsten. Wir verteilen deshalb die Ressourcen neu, um sie noch gezielter für Aufgaben wie die Digitalisierung oder neue, innovative Geschäftsfelder einzusetzen. Die Basis dafür zu legen, war eine der grössten Herausforderungen. Gleichzeitig haben wir ein Wachstum von immerhin 25% verdaut.

Wollen Sie Liberty zum Berater und Betreiber digitaler Plattformen umbauen, und das klassische Verwaltungsgeschäft reduzieren?

Die Zahl klassischer Vorsorgeeinrichtungen für KMU nimmt jedes Jahr ab. Sie verteilt sich inzwischen auf wenige grosse Versicherungs- oder Sammelstiftungsanbieter. Das klassische Verwaltungsgeschäft ist ein gesättigter Markt. Für kleinere Pensionskassen oder Sammelstiftungen, mit weniger als 500 Millionen Franken Vermögen, macht es keinen Sinn, den Alleingang aufrechtzuerhalten. Die Kosten für den Betrieb, die letztlich die Versicherten tragen müssen, sind zu hoch.

Was sind die Alternativen?

Liberty sieht viel Potential und Synergien in der Zusammenlegung von Kräften. Wir haben uns auf den Betrieb offener Plattformen im Bereich der 2. und 3. Säule spezialisiert und können praktisch die gesamte Wertschöpfungskette massgeschneidert abdecken. Trotz des steigenden Wunsches nach mehr digitaler Verarbeitung nehmen, gerade im beratungsintensiven 1e- und Anlagegeschäft, die Kundenberatung und der Kundenservice zu.

Unser Kerngeschäft, das unseren guten Ruf ausmacht, und wo wir seit längerem zu den Markführern gehören, werden wir weiter pflegen und verbessern. Dennoch müssen wir unser heutiges Geschäft auch in die Zukunft transferieren, und das integrale Geschäftsmodell samt Angebot und Organisation modernisieren.

Sie behaupten, die einzige unabhängige Vorsorgeplattform der Schweiz zu sein. Ist das so korrekt?

Mitbewerber nennen sich zwar "unabhängig". Tatsächlich gehören sie aber entweder Banken oder Versicherungs-unternehmen. Banken und Versicherungen sind aber stets daran interessiert, ihre eigenen Produkte zu verkaufen. Damit büsst jeder automatisch vom Nimbus der "Unabhängigkeit" ein.

Und bei Liberty ist das nicht der Fall?

Wir sind ein reines Familienunternehmen und ziehen auch keinen Vorteil aus dem Verkauf bestimmter Produkte. Bei uns steht Unabhängigkeit für Neutralität und umgekehrt. Als Volldienstleistungsunternehmen im Bereich der beruflichen und der gebundenen Vorsorge bieten wir schweizweit und in vier Sprachen die grösste Anzahl Vorsorge-, Anlage- und Rückversicherungsprodukte mit einem transparenten Gebührenmodell an. Alleine diese Vielfalt macht uns zum grössten und bis dato einzigen unabhängigen Anbieter der Schweiz.

Was unterscheidet Liberty von traditionellen Anbietern?

In Liberty steckt viel Herzblut und ein ausserordentlich hoher Kunden- und Partnerfokus aller 60 Mitarbeitenden. Die Kooperation mit AXA im 1e-Geschäft ist eine grosse Anerkennung für unsere Leistungen und wir sind sehr stolz darauf. Wir bekommen auch von direkten Mitbewerbern Lob und Respekt für unser Engagement und Wachstum. Das erfüllt uns mit Stolz und setzt Energien für weitere Hürden frei.

Wodurch zeichnet sich Ihre Plattform aus?

Unsere Plattform umfasst die gesamte Wertschöpfungskette der 2. und 3. Säule. Wir sind besonders stark im Anlagegeschäft. Wie unser Kontoangebot zeigt, spielen Sicherheit und die Diversifizierung von Risiken dabei eine wichtige Rolle. Das sind tief verankerte Werte in unserem Unternehmen.

Dank unserer skalierbaren, modular aufgebauten Online-Plattform, dem integrierten White-Label-Angebot und den Schnittstellenlösungen können sich, zusätzlich zu unseren üblichen Kooperationspartnerschaften, neu auch Freizügigkeitsstiftungen, 3a Vorsorgestiftungen oder 1e Kaderstiftungen direkt der Plattform anschliessen.

Die Stiftung mit der Kundenbeziehung, der gewählten Produktepalette und die Vermögensverwaltung verbleiben weiterhin in der Hoheit des Kooperationspartners. Der Rest wird von Liberty übernommen. Auf Wunsch können auch Dienstleistungen wie Vertriebs- und Beraterunterstützung oder aber Plattformen wie compare-invest.ch oder der unternehmerverband.ch mit ins Angebot aufgenommen werden.

Was dürfen Ihre Kooperationspartner von Ihnen noch alles erwarten?

Wir sind daran, die Online-Strategie und weitere Business-Initiativen umzusetzen, die uns und unsere Partner besser in diesem so wichtigen Markt positionieren. Neu können wir beispielsweise Rentenbestände von kleineren und mittelgrossen Rentnerkassen übernehmen und ihnen eine interessante Perspektive zu anständigen Konditionen offerieren.

Was erwarten Sie vom Vorsorgejahr 2018?

Wir haben uns für 2018 einmal mehr ambitiöse Ziele gesetzt. Wir planen mit einem weiteren Wachstum von 25%. Die Steigerung der Wertschriftendurchdringung wird fortgesetzt und sollte auf 65% ansteigen. Damit machen wir uns vom Kontogeschäft erheblich unabhängiger.

Mit unseren starken Partnern wie AXA, Lombard Odier, Piguet Galland, Albin Kistler, LGT Bank Schweiz (AG) oder UBS werden wir auch das Wachstum rund um die 1e-Kaderlösungen puschen. Wir planen zudem, den ersten Rentenbestand von einer kleineren Rentenkasse zu übernehmen. Selbstverständlich schreiten die Digitalisierung und der Ausbau der Online-Plattformen parallel dazu voran.

Wo sehen Sie Liberty in 3-5 Jahren?

Wir wollen als digitaler Anbieter und als "House of Brands" im Vorsorgemarkt wahrgenommen werden. Mit unserer modular aufgebauten und bedürfnisgerechten Online-Plattform können wir dann die gesamte Wertschöpfungskette mit einer Vielfalt an Angeboten schweizweit abdecken und diese gemeinsam mit starken Kooperationspartnern im Markt vertreiben. Zusätzliche Dienstleistungen wie das Verbandsgeschäft für Kader und Unternehmer, die 1. Säule und das Salärwesen, Seniorenangebote oder clevere Tools könnten ebenfalls schon bald eine tragende Rolle spielen.

Besten Dank für das Gespräch!