Liberty News - Pensionseinrichtungen setzen zum Schutz vor Inflation vermehrt auf Sachwerte

Pensionskassenmanager stehen trotz Zinserhöhungen vor der Herausforderung, ihre Portfolios mit Blick auf Inflationsrisiken umzustrukturieren. Viele richten den Fokus jetzt auf Segmente, die einen Inflationsschutz bieten.

Die Diversifizierung bei Anlagen hat nach Ansicht von Marktexperten 2022 versagt. Grosse Ausverkäufe bei Aktien und Anleihen haben sich im Gleichschritt bewegt. Lesen Sie dazu auch unseren Bericht. Diese positive Korrelation dürfte sich fortsetzen und zu Umschichtungen in der Vermögensallokation führen, ist Christian Trixl, CEO Amundi Schweiz, überzeugt. Sachwerte und insbesondere Privatmarktanlagen dürften deshalb einen grösseren Zulauf erfahren. Er stützt sich dabei auf die Studie «Pension funds: reorienting asset allocation in an inflation-fuelled world» ab, die von ‘CREATE-Research’ und Amundi, dem grössten europäischen Vermögensverwalter, veröffentlicht wurde. Sie umfasst die Ergebnisse einer Umfrage unter 152 Pensionseinrichtungen aus 17 Ländern mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 1,98 Billionen Euro. Demnach will rund jeder zweite Umfrageteilnehmer die Immobilien-, Infrastruktur- und Private-Debt-Allokation erhöhen.

Grossteil der Institutionellen rechnet mit Stagflation

Die Studie zeigt auch auf, dass 50% der Umfrageteilnehmer ein Stagflationsszenario mit einer hohen Inflation und einem geringen Wachstum erwarten. 38% rechnen mit einer säkularen Stagnation beziehungsweise einer Rückkehr zu Vor-Corona-Verhältnissen mit geringem Wachstum, niedriger Inflation, geringen Investitionen, wachsenden Ungleichheiten und stagnierenden Löhnen. Nur 12% erwarten ein Szenario der ‘Roaring Twenties’, in dem der Preisdruck durch Versorgungsengpässe merklich nachlässt und das Wachstum durch Produktivitätsgewinne infolge von Innovationen anzieht. «Nach einer langen Ära des billigen Geldes und zweistelliger Renditen markierte der drastische Anstieg der Inflation auf ein 40-Jahres-Hoch in der westlichen Welt einen Wendepunkt», sagt Umfrageleiter Professor Amin Rajan von CREATE-Research. Und er ergänzt: «Die entscheidende Frage für Pensionseinrichtungen ist daher, wie sie ihre Portfolios in einer Welt mit strukturell höherer Inflation, einer weniger akkommodativen Zentralbankpolitik und grösserer geopolitischer Unsicherheit neu ausrichten können.»

Schweizer Pensionskassen sind besonders exponiert

Schweizer Pensionskassen sind traditionell schwerpunktmässig in Obligationen und Immobilien investiert und haben vergleichsweise geringe Allokationen bei Aktien- und Alternative Investments. «Aktuell sind sie daher mit zahlreichen Herausforderungen bezüglich ihrer strategischen und taktischen Ausrichtung konfrontiert», weiss Trixl. Und er fährt fort: «Im Einklang mit den globalen Ergebnissen unserer Umfrage sehen wir auch in der Schweiz das Bedürfnis, Portfolios an ein Stagflationsumfeld sowie die Zinswende anzupassen und gezielt nach renditestärkeren Assets zu suchen.»

Suche nach Renditeaufschlägen dürfte sich intensivieren

Die Suche nach Renditeaufschlägen dürfte sich nach Ansicht der Marktexperten noch intensivieren, da grössere Marktbewegungen zu sehr günstigen Bewertungen bei einigen notleidenden Assets führen können. Nur gerade 11% der Umfrageteilnehmer glauben, dass sich die Inflation positiv auf ihr Anlageportfolio auswirken wird, während 59% negative Effekte erwarten. Mit Blick auf die nächsten drei Jahre rechnen ebenfalls 59% damit, dass die Renditen weitaus niedriger ausfallen werden als im letzten Jahrzehnt. Insgesamt stehen bei der Vermögensallokation daher jetzt drei Ziele im Fokus: angemessene Gesamtrendite, Inflationsschutz und Kapitalerhalt.

Privatmarktanlagen erhalten mehr Zulauf

Zum Schutz vor Inflation setzen Pensionsmanager neu auf Sachwerte, insbesondere Immobilien und Infrastruktur (beides 49%). «Dies ist jedoch nicht unproblematisch, da die Kapazität solcher Anlagen begrenzt ist und die Illiquidität die Flexibilität einschränkt», warnt Trixl. Dabei richten institutionelle Investoren den Fokus stärker auf Privatmarktanlagen.

Das tun beispielsweise rund 80% der Family Offices aus Grossbritannien, den USA, der Schweiz, Deutschland und den nordischen Regionen. Sie rechnen damit, die Zuweisungen an die Anlageklasse Private Schulden in den nächsten zwei Jahren zu erhöhen. Fast jeder Zehnte (9%) erwartet gar einen starken Anstieg. Als attraktivste Branchen sehen sie Wohnimmobilien und Spezialbereiche der Unternehmensfinanzierung, wie gewerbliche Luftfahrt, Schifffahrt und Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Das ergibt eine neue Befragung von 100 leitenden Investmentmanagern und Vermögensverwaltern, die für Family Offices mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 98,4 Milliarden US-Dollar arbeiten. Durchgeführt hat sie das Marktforschungsinstitut ‘Pureprofile’ im Auftrag von Aeon Investments, einer auf Kredite spezialisierten Investmentgesellschaft mit Sitz in London.

Es locken höhere Renditen

Hauptgrund für erhöhte Investitionen in den Private-Debt-Investmentmarkt scheint die verbesserte Transparenz zu sein. 71% der Befragten heben die Attraktivität der Transparenz hervor. Rund 70% verweisen auch auf die möglichen Renditen, die im Vergleich zu traditionellen festverzinslichen Anlagen besser seien.

Tatsächlich sagt Schroders, eine weltweit operierende Vermögensverwaltungsgesellschaft, bei globalen Aktien für die nächsten zehn Jahre eine Rendite von 9.3% voraus – bei Private Equity gar eine Rendite von 9.7%.