Der Traum vom Wohneigentum ist für viele schwer zu erfüllen

Die Preise für Wohneigentum sind in der Schweiz derart hoch, dass sich die Meisten kein Eigenheim leisten können. Sie wünschen sich deshalb Unterstützung beim Identifizieren von Finanzierungsmöglichkeiten oder Bestimmen der Tragbarkeit.

Rund 80% der Personen in der Schweiz die zurzeit ein Eigenheim suchen, oder sich eines für die Zukunft wünschen, finden die Preise dafür zu hoch. Tatsächlich belegt der neueste Raiffeisen Transaktionspreisindex, dass die Preise für Einfamilienhäuser weiterhin dynamisch steigen. Sie sind im ersten Quartal 2022 um weitere 1.2% gestiegen. Stockwerkeigentumswohnungen kosteten 0.2% mehr als im Vorquartal. Einfamilienhäuser in der Region Genfersee verzeichneten innerhalb eines Jahres die stärksten Preisanstiege (+15.3%). Und für Stockwerkeigentum legten die Preise in den letzten vier Quartalen in touristischen Regionen am stärksten zu (+15.7%). Dabei schränken die jüngst deutlich gestiegenen Hypothekarzinsen und die restriktiven Eigenkapital- und Tragbarkeitsanforderungen bei gleichzeitig steigenden Preisen den Käuferkreis mehr und mehr ein, wie Martin Neff, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz, bestätigt.

Wohneigentum ist unerschwinglich geworden

Die Mehrheit der Eigenheimsuchenden gibt zudem an, dass sie noch nicht genug Vermögen besitzt oder bisher kein finanziell passendes Objekt gefunden hat. «Die Wahrnehmung vieler Menschen hierzulande ist also, dass der Wunsch nach Wohneigentum derzeit nur für einen privilegierten Kreis umsetzbar ist», sagt Holger Hohgardt vom Institut für Wealth & Asset Management der ZHAW. Entsprechend wünschen sich drei Viertel der Personen, die bald oder längerfristig Wohneigentum erwerben wollen, dass dieses einer breiten Bevölkerung zugänglich gemacht wird. Die Ursachen für die fehlende Erschwinglichkeit orten sie in erster Linie in der Politik und bei den Behörden, gefolgt von der Bau- und Immobilienwirtschaft und den Finanzdienstleistern.

Zu diesen Resultaten kommt die Studie «Wohneigentum: Was macht den Traum der eigenen vier Wände aus?» der ZHAW School of Management and Law in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Wohnungswesen, dem Hauseigentümerverband Schweiz, der Fédération Romande Immobilière und Raiffeisen Schweiz. Die Untersuchung beruht auf Interviews sowie einer repräsentativen Umfrage in der zweiten Jahreshälfte 2021 unter rund 1000 Personen in der Deutsch- und Westschweiz, die noch über kein Wohneigentum verfügen, aber grundsätzlich umzugsbereit sind.

Suchende wünschen sich mehr Unterstützung

Etwa die Hälfte der Menschen mit Wunsch nach Wohneigentum möchte zudem Unterstützung beim Identifizieren von Finanzierungsmöglichkeiten oder der Festlegung des maximalen tragbaren Kaufpreises. «Entsprechende Beratungen bieten die Finanzdienstleister eigentlich schon lange an. Möglicherweise schöpft also ein Teil der Interessierten die vorhandenen Möglichkeiten zu wenig aus oder verfolgt die Suche noch nicht mit vollem Engagement», erklärt Hohgardt. So habe beispielsweise weniger als ein Drittel der Personen, die aktiv Wohneigentum suchen würden, ein Suchabonnement auf einer Immobilienplattform eingerichtet.

Wunsch nach Wohneigentum ist auch eine Generationenfrage

Der Traum vom Wohneigentum hängt auch von der Lebensphase ab: 46% der befragten Personen zwischen 30- und 49 Jahren sind derzeit aktiv auf der Suche nach einem Eigenheim. Bei den 18- bis 29-Jährigen ist es rund ein Viertel. 54% in dieser Altersgruppe geben an, dass sie zwar beim nächsten Umzug noch eine Mietwohnung suchen würden, langfristig jedoch Wohneigentum erwerben wollen. Weiter scheint auch der Familienstatus einen Einfluss zu haben: Über 50% der Eigenheimsuchenden geben an, dass sie mindestens ein Kind haben. Im Gegensatz dazu möchten drei Fünftel der 50- bis 69-Jährigen dauerhaft Mietende bleiben. «Die jüngere Generation sieht also wegen des grösseren Zeithorizonts bis zur Pensionierung häufiger ein persönliches Potenzial für den Wohneigentumskauf. Ältere Menschen, die nicht bereits ein Eigenheim haben, stufen ihre Chancen hingegen oft als klein ein», ergänzt Hohgardt.

Motive für Wohneigentum sind selten finanzieller Natur

Die prinzipiellen Motive, um eine Eigentumswohnung oder ein Haus zu erwerben, sind gemäss Studie überwiegend nicht-finanzieller Natur: Neun von zehn Personen, die aktuell Wohneigentum suchen, geben den Wunsch nach einem langfristigen Zuhause als Hauptgrund an. Weitere wichtige Gründe sind die Gestaltungsfreiheit und Autonomie. «Beim Traum von den eigenen vier Wänden geht es also in erster Linie um persönliche Werte», fasst Hohgardt zusammen. Dagegen wollten weniger als 20% der Eigentumssuchenden in Wohneigentum investieren, um dieses später mit Gewinn weiterzuverkaufen.